Geschichte der Stiftung
Es begann mit Schachtelkäse und Fondue
Ernst Zingg errichtete die Stiftung im Jahr 1968, um kranken und hilfsbedürftigen Menschen zu helfen. Am Anfang der Stiftungsgeschichte steht der Käse. Zahlreiche Vergabungen konnten seither gesprochen werden – im Sinn und Geist des Stifters und seiner Ehefrau Suzanne.
Ernst Zingg gehörten die Käsefabriken Zingg & Co. AG und Schachtelkäsefabrik AG in Bern. Die in kleinen Portionen abgepackten Schmelzkäse waren nicht nur in der Schweiz beliebt, sie wurden auch erfolgreich exportiert, vor allem in die USA. 1955 brachte Zingg das erste Fertig-Fondue auf den Markt.
Ernst Zingg und seine Ehefrau Suzanne waren kinderlos, ihr Vermögen sollte dereinst dem gemeinnützigen Stiftungszweck dienen. Die Stiftungsurkunde von 1968 hält ihn wie folgt fest: «Die Stiftung bezweckt insbesondere kranken und hilfslosen Menschen zu helfen». Ihnen sollte bessere ärztliche Behandlung oder Pflege ermöglicht oder die Aus- und Weiterbildung von Pflegepersonal unterstützt werden. Aber nur dort, wo die öffentliche Hand nicht zur Finanzierung verpflichtet ist.
Dieser Stiftungszweck gilt unverändert bis auf den heutigen Tag!
Stiftung wird Alleinaktionärin der Käsefabriken
In den ersten Jahren war die Stiftung Ernst Zingg praktisch inaktiv. Sie verfügte nur über das ursprüngliche Stiftungskapital von CHF 100’000 und war wenig bekannt. 1980 verstarb Ernst Zingg. Testamentarisch vermachte er der Stiftung sämtliche Aktien seiner beiden Firmen. Seine Ehefrau übernahm das Präsidium des Stiftungsrates.
Die Dividendenerträge aus den Firmen waren allerdings bescheiden; Vergabungen konnte die Stiftung nur in beschränktem Ausmass vornehmen.
Der Käsehandel befand sich im Umbruch, für die Unternehmen waren grössere Investitionen nötig, welche die Stiftung nicht finanzieren konnte. Der damalige CEO, Martin Reinle, wollte die Firmen neu ausrichten, auch um Arbeitsplätze zu sichern, wie er sich erinnert. Seinem Angebot für den Kauf stimmte der Stiftungsrat zu, nachdem die Bewilligung der Stiftungsaufsicht für die notwendige Anpassung der Stiftungsurkunde vorlag.
Durch den Verkauf erhielt die Stiftung flüssige Mittel in beträchtlichem Umfang. Sie war nun in der Lage, fortan jährliche Vergabungen zwischen CHF 100’000 und CHF 150’000 vorzunehmen.
Schlagartig bekannter
Kapital stand jetzt zur Verfügung. Aber wem geben? Die Stiftung Ernst Zingg war noch zu wenig bekannt. Gesuche trafen zwar ein, aber immer wieder aus einem kleinen Kreis gleicher Institutionen. Die Stiftung wollte aber ihre Vergabungen breiter streuen.
Unter dem Titel «Gesucht: Leute, die Geld brauchen» erschien im Juli 1999 ein Artikel in der «Berner Zeitung», welcher die Stiftung vorstellte. Dabei wurde klar aufgezeigt, welche Bedingungen Unterstützungsgesuche zu erfüllen hätten. «Wir wollen nicht einfach Löcher in irgendwelchen Kassen stopfen», stellte Suzanne Zingg klar. Hingegen finanziere die Stiftung auch Spezialgeräte für Kranke oder Behinderte, erklärte sie.
Die Erwartungen erfüllten sich: dank des Zeitungsartikels wurde die Stiftung schlagartig bekannter: in kürzester Zeit gingen über 260 Anfragen und Gesuche ein.
Breite Palette an Gesuchen
Die Prüfung der Gesuche erfolgt durch eine neu gebildete Evaluationskommission. Sie steht unter der Leitung jener Persönlichtkeit des Stiftungsrates, welche gemäss Wortlaut der Stiftungsurkunde von 1968 «medizinisch gebildet» (!) ist. Jährlich bearbeitet die Kommission zwischen 40 und 60 Dossiers.
Suzanne Zingg verstarb 2009. Sie hatte die Stiftung zur Alleinerbin bestimmt, was zu einem weiteren beträchtlichen Kapitalzuwachs führte. Aus Dankbarkeit und im Andenken an die verstorbene Präsidentin beschloss der Stiftungsrat die Namensänderung auf «Stiftung Suzanne und Ernst Zingg».
Die professionelle, gekonnte Vermögensverwaltung ermöglicht es der Stiftung, jährliche Vergabungen im Umfang bis zu CHF 150’000 vorzunehmen, ohne das Kapital anzutasten.
Gemäss Stiftungsurkunde ist ein fixer Anteil für Institutionen der Tilia-Stiftung bestimmt, deren derzeit acht Standorte werden der Reihe nach berücksichtigt. Auch sie haben jeweils ein Gesuch einzureichen. Die Stiftung finanziert Weiterbildungsbeiträge für das Personal sowie Projekte, welche die Betreuung und Pflege vereinfachen – etwa eine Hebewanne. Ferner Massnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner wie zum Beispiel Besuche von Clowns.
Die Stiftung bleibt nicht stehen
Rasant verändern sich Umfeld und Gesellschaft: Automatisierung, künstliche Intelligenz, Bevölkerungszunahme und Mangel an Pflegepersonal sind nur ein paar Stichworte. Davon ist auch die Stiftung betroffen; der Stiftungsrat stellt sich der Herausforderung. Um Betroffene laufend und in nützlicher Frist zu unterstützen, wird der Vergabungsprozess flexibler gestaltet. Die Digitalisierung der Gesuche vereinfacht und beschleunigt das Verfahren.
Die Stiftung bleibt nicht stehen. Unverändert ihre Aufgabe, kranke und bedürftige Menschen im Sinn und Geist des Ehepaares Suzanne und Ernst Zingg zu unterstützen.